Sternenglanz
Damit hatte ich nun gar nicht mehr gerechnet, dass sich
meine Weihnachts-/ Winterbeleuchtung in dieser Saison
noch so umfangreich erweitern würde. Denn eigentlich
wollte ich vorgestern ja nur ganz kurz im nahegelegenen
Gartencenter vorbeischauen, um dort noch einige Zweige
reduziertes Kunstgrün für das Wohnzimmer meiner Mutter
zu besorgen. Und danach wollte ich zum gemütlichen
Weihnachts-Kaffee nach Braunschweig weiterfahren.
Doch es zeigte sich mal wieder wie perfekt, Geschenk-
gutscheine das Kaufverhalten beeinflussen …
Den geschäftsgebundenen Gartencenter-Gutschein bekam
ich im letzten Frühjahr von unserer Haus-Mitbewohnerin
zum Geburtstag. Und mir war schon klar, dass ich mit dem
zur Verfügung stehenden Betrag in diesem Deko-Paradies
ganz bestimmt wieder fündig werden würde - egal zu
welcher Jahreszeit. Aber es war auch selbstverständlich,
dass ich sicherlich noch viel mehr entdecken würde, wenn
ich mich dort in Gefahr begeben würde. Daher blieb diese
Gutscheinkarte nun mal wieder fast 11 Monate unbeachtet
in meinem Portemonaie. Aber vielleicht würde sich ja nun
im Rahmen der um 50 % reduzierten Weihnachtsdeko dort
noch etwas ganz Besonderes finden. Andernfalls wollte ich
den Geschenk-Gutschein dann einfach mit meinem Einkauf
verrechnen lassen, um irgendwann ganz ungebunden etwas
für den Betrag zu suchen.
Zunächst sah es beim Betreten des Gartencenters so aus,
als ob ich schon viel zu spät gekommen wäre. Denn der
erste Teil der Gartenhalle bestand nur aus Tischen mit
vielen verschiedenen Lichterketten, und an der Wand
erschienen mir die Regale für Christbaumkugeln bereits
recht übersichtlich. Außerdem hatte das Verpacken des
Weihnachts-Sortimentes bereits begonnen. Und überall
standen Töpfe mit Frühjahrsblühern auf Rollregalen
in den Gängen bereit.
Doch am Ende des Eingangsbereiches entdeckte ich
teilweise noch erstaunlich gut gefüllte Fächer mit
batteriebetriebenen Micro-Lichterketten. So hüpften
mir von den um 50 % reduziert LED-Ketten 2 Varianten
in den Einkaufswagen, die perfekt zu unserer bereits
extra dafür angeschafften Akkus und das Ladegerät
schon bald das Ende ihrer Leistungsfähigkeit erreicht
haben. Denn dann wäre eine batterie-betriebene
Weihnachtsbeleuchtung so gar nicht nachhaltig. Das war
auch anfangs der Grund, warum ich mich strikt weigerte
wie schnell sich Knopfzellen und AAA-Batterien im
kurz nach Mitternacht erloschen …
Tja, und dann kam ich nach einigen anderen kleineren
Weihnachts-Ecken im Gewächshaus in einen Bereich,
der mich ganz schwach werden ließ. Dort gab es nämlich
die hier oben gezeigten Metall-Sterne. Und selbst bei
dem um 50% reduzierten Preis überlegte ich recht lange,
ob es 'nur' ein großer und ein mittlerer Stern werden
sollte. Denn der große Stern besitzt seinen Trafo
integriert im Stecker, und ist daher wohl um einiges
teuerer als die kleineren mit Batterie-Pack. Aber da
ich mir schon lange einen großen stehenden Stern
ich zugeschlagen. Denn schließlich gibt es ja noch
den Weihnachts-Etat von meiner Mutter. Und diese
Sternengruppe ist dann wirklich mal wieder ein ganz
besonderes immerwährendes Weihnachtsgeschenk.
Gleich daneben gab es - ebenfalls um 50% reduziert -
Blumenzwiebeln. Und was lachte mich da gleich vorne
in den Kartons an: Blausternchen. Nun hatte ich also
endlich mein Geburtstagsgeschenk gefunden! Denn
7 Pakete mit gesunden und triebfreudigen Zwiebeln gab,
kaufe ich für den Restbetrag im frühen Frühjahr noch
einige Zwiebeltöpfe mit Scilla für den vorderen Bereich
nach. Dann habe ich je nach Wetter vielleicht sogar
schon Blümchen zum nächsten Geburtstag im Beet …
Nun hatte ich mich ziemlich vertrödelt - es war bereits
kurz vor 14 Uhr, als ich das Gewächshaus endlich verließ.
Ich wollte mich jetzt sputen, denn schöne künstliche Grün-
zweige hatte ich bisher nicht gesehen. Und es wurde Zeit
mich endlich auf den Weg nach Braunschweig zu begeben.
Doch, als ich das eigentliche Gebäude des Gartencenters
betrat, tat sich erst die richtige Weihnachtswelt auf, die
mich schon früher immer so fasziniert hatte, und die mich
schon so oft in Versuchung gebracht hatte.
Daher rief ich sicherheitshalber meine Mutter an,
um ihr mitzuteilen, dass ich sehr gerne ganz in Ruhe
nun noch einige Zeit in diese für mich zukünftige
Weihnachts-Dekowelt abtauchen würde. Denn ich hatte
wirklich nicht damit gerechnet, dass man am 3. Januar
der dort noch aufgebauten vielfältigen Weihnachtswelt
den Abverkauf kaum ansehen würde. Wir einigten uns
also darauf das geplante weihnachtliche Kaffeetrinken
auf einen anderen Tag zu verschieben, und ich setzte
mein Vorfreude-Weihnachtsdeko-Shopping fort.
hatte. Früher hatten wir sie immer noch mit echtem Grün
aus dem Garten kombiniert. Aber im warmen Zimmer sehen
die echten Zweige teilweise schon zu Weihnachten ziemlich
grau aus und fangen an zu nadeln. Und leider gibt es nun
auch einen anderen Aspekt: Immer mehr immergrüne Gehölze
eingegangen und eine weitere blau-graue wird ihr in diesem
Jahr wohl folgen ...
Erstaunlicherweise fand ich dann in der überschwänglichen
Weihnachtswelt kaum etwas, das mein Herz noch begehrte.
Ein paar kleine Streusterne aus Holz in Blautönen, Weiß und
dunklem Rot hüpften noch mit in den Korb, da sie auch ein
prima Winter-Spielzeug für unsere Katzenmädchen sind.
Und noch dazu 2 dicke Zopfmuster-Dekobänder auf der Rolle
in cremeweiß und grau. Mir ist allerdings schleierhaft, wie
diese Strickbänder regulär für nur 4,99 € angeboten werden
können, um dann schon jetzt auf 2,50 € reduziert zu werden.
Wo bleibt da der Gewinn? Denn diese Geschenk-Dekobänder
kommen sicherlich aus Fernost. Da gibt es doch auch noch
den Wareneinsatz, die Produktion, die langen Transportwege
und den Zwischenhandel zu berücksichtigen, bevor so ein
Produkt im Geschäft präsentiert werden kann. Und was ist
das für ein Geschäftsmodell, wenn die Ausstellung Tage nach
dem Fest fast wie vor dem Fest auf mich wirkt? Liegt es nun
schon am Kaufverhalten, dass es wegen der Nachhaltigkeits-
Debatten doch schon wesentlich weniger Deko-Umsatz gibt?
Oder hat sich der Einkauf nur verkalkuliert, als die Waren
wahrscheinlich schon im Frühjahr 2019 geordert wurden?
Ich habe jetzt ein kleinwenig ein schlechtes Gewissen.
Aber andererseits freue mich, dass ich meinen Gutschein
nun endlich - nach fast 11 Monaten - gegen Blümchen
zum nächsten Geburtstag zumindest teilweise umwandeln
konnte. Und die beleuchteten Sterne - das nachträgliche
Weihnachtsgeschenk meiner Mutter - werden uns in
diesem Winter noch einige Zeit die dunklen Tage
und Nächte erhellen …
Foto: S.Schneider