… was bin ich froh, Dich wieder in den Händen zu halten,
Dir die Öhrchen zu wärmen, und dass Du jetzt endlich
wieder Da bist!
Etwa 1 1/2 Stunden nach unserer Rückkehr war es eine
schreckliche Vorstellung, dass Flo vielleicht irgendwo
im Haus verunglückt wäre. Denn erst vor einigen Tagen
an das abenteuerlustige Katzenkind Flo, das sogar einmal
in den Heizkessel geklettert war. Und als wir Flo trotz
ziemlich verzweifeltem Rufen und Suchen noch immer
nicht im Haus fanden, schickte ich Wolfgang nochmals
in den Keller, um sicherheitshalber auch im Heizkessel
nachzuschauen. Aber dort war unsere kleine zierliche
Graukatze zum Glück auch nicht …
Kurz vor 8 Uhr mussten wir heute früh das Haus verlassen,
um mit dem Zug nach Berlin zu fahren. Und da zu dem
Zeitpunkt so gar nicht fest stand, wann wir wieder zurück
sein könnten, sperrten wir Finja sicherheitshalber getrennt
von Flo und Krümel oben im Wohn-/Schlafraum ein.
Denn morgens kurz vor 5 Uhr spannte sich die Lage
bei uns im Haus allmählich wieder an …
Finja hat sich zum Glück inzwischen daran gewöhnt
in den letzten Monaten gegen 16 Uhr - oder auch später
am Nachmittag, ihr Abendmahl an der Futterbar ein, und
ging dann allein auf Tour durch die Gärten. Im Idealfall
erschien sie gegen Mitternacht wieder am Haus. Doch
im Laufe des Jahres war es dann häufiger auch mal 2 Uhr
morgens. Im Sommer blieb sie oftmals über 12 Stunden
verschwunden und kam meist erst zwischen 6 und 11 Uhr
total hungrig und übermüdet wieder nach Hause. Danach
kam für uns die schrecklichste Zeit, in der wir recht häufig
gehen mussten, um sie dort mehrmals zu rufen. Denn sie
kam immer seltener freiwillig zu uns zurück. Und nur
manchmal kam sie dann nach einigen bangen Minuten
aus anderen Gärten der Umgebung freudig auf das
Doch seitdem es den Abendspaziergang an der Leine gibt,
frißt sie danach noch etwas an der Futterbar, putzt sich
ausgiebig und legt sich entspannt aufs Bett. Meist wacht
sie gegen 2 oder 3 Uhr wieder auf, futtert wieder etwas
und möchte dann alleine ihre Nachtwanderung durch die
umliegenden Gärten antreten. Je nach Wetter und Laune
erscheint sie dann zwischen 5 oder gar erst gegen 14 Uhr
wieder müde und hungrig im Haus.
Daher war schon klar, dass wir mit der Fahrt nach Berlin -
der ungewohnt langen Abwesenheit und dem langen
Einsperren der 3 Teilzeit-Freigängerinnen - unser inzwischen
sehr mühevoll erarbeitetes Zusammenleben erheblich
gefährden würden.
Denn gegen 5 Uhr wollte Finja raus. Sie reagierte
bald darauf so gestresst auf Flo und Krümel, dass wir sie
sicherheitshalber allein im Wohn-/Schlafraum einsperrten.
Das verstand Flo nun überhaupt nicht. Sie stand ständig
vor der verschlossenen Wohnraumtür und wollte zurück
in 'ihren' Raum. Krümelchen ergab sich - wie immer, wenn
es Stress zwischen Flo und Finja gibt - ihrem Schicksal,
und setzte sich in der Kleiderkammer wieder auf
Doch, dann saß kurz vor 8 Uhr auch noch Cäsar
Katerwelt nun gar nicht mehr. Denn seit Einführung
vor die Glastür setzen, damit die Klingel auslösen,
und schon bald öffnet sich für ihn die Tür zum Haus.
Er wird zunächst freundlich begrüßt, geht schon mal
durch den Flur zur Haustür vor und bekommt dort
auf der Fußmatte des Hauseingangs das Restefutter
der Mädchen serviert …
Heute kurz nach 8 Uhr, als es nun auch noch richtig
unangenehm feucht-kalt war, ging die Klingel jedoch
nicht an. Der Kater saß kläglich maunzend vor der
abgeschlossenen Gartentür, und von drinnen starrten
ihn 3 entsetzte Augenpaare an: Finja oben hinter der
Glasscheibe im Gartenfenster, Krümel saß geduckt
unter den Stuhl im Treppenhaus, und Flo war beim
Erscheinen des schwarzen Katers gleich in den Spalt
des Kellerfensters geflüchtet, um von dort aus den
Feind ganz genau vor der Tür zu beobachten.
Irgendwann ergab sich zum Glück der Moment, um
blitzschnell die Tür zum Garten zu öffnen, dem
beharrlich wartenden Katertier ein gut gefülltes
Futterschälchen durch einen schmalen Spalt zu
schieben und ganz schnell wieder die Tür abzu-
schließen. Jetzt wurde Flo mutig, kam aus ihrem
Versteck hervor, schlich zur Glasfassade und schaute
Cäsar beim Fressen zu. Als Cäsars Napf leer war,
ging er bei dem ungemütlichen Wetter hoffentlich
sogleich nach Hause auf sein Sofa.
Finja saß noch immer oben im Gartenfenster. Krümel befand
ein feuchtes, waschreifes Handtuch im Schiffskeller plötzlich
als Liegeplatz ideal. Und Flo lief wie ein Tiger im Käfig im
restlichen Teil des Hauses umher - so, als ob sie irgendwo
einen Weg nach draußen suchte, und maunzte die ganze Zeit
ziemlich verzweifelt 'Ich will raus!'.
Ausreichend Futter, Wasser und saubere Katzenklos gab
es in beiden Katzen-'Abteilen' des Hauses, und wir mussten
nun endlich los …
Um 22:15 Uhr, stellte ich dann endlich mein neues
gebrauchtes - und schon so lange ersehntes – Ersatz-
Traumauto vor unserem Haus ab. Und wir freuten uns
nach der langen anstrengenden Rückfahrt auf unsere
warme Pizza, die wir noch weit vor Hannover bestellt,
und auf dem Heimweg abgeholt hatten. Wir hofften,
dass wir unsere erste warme Mahlzeit des Tages trotz
der so lange vernachlässigten Katzenmädchen noch
lauwarm genießen könnten. Doch dann kam alles
anders als geplant:
Krümel begrüßte uns freudig beim Öffnen der Schiebetür
zum Schiffskeller. Finja war sichtlich erleichtert, als
Wolfgang zu ihr in den Wohnraum ging, und sie sogleich
ihr Lieblingsfutter "Hühnchen in Suppe" von ihm serviert
bekam. Vor lauter Aufregung durch das allein Eingesperrt-
sein hatte sie in den 14 1/2 Stunden offensichtlich nichts
mehr gefressen. Deshalb brauchte sie gleich noch einen
weiteren Minibeutel als Nachschlag. Als sie gesättigt war,
blieb sie unausgeglichen, begann Krümel anzugreifen
und knurrte auch uns an. Wolfgang nahm sich daher nur
rasch ein Stück Pizza, zog seine Jacke wieder an, griff
sich Flex-Leine und Taschenlampe, um mit Finja ganz
schnell auf Nachtwanderung zu gehen.
Während Wolfgang mit Finja über eine Stunde
spazieren ging, suchte ich weiter nach Flo. Es war mehr
als ungewöhnlich, dass uns die kleine Katze nicht sogleich
mit vorwurfsvollem Maunzen hinter der Tür empfing.
Bei der Suche folgte mir Krümelchen in den Keller und
flitzte dabei wild umher. Sie musste nun ganz dringend
ihren Bewegungsdrang im ganzen Haus ausleben. Im Vorrats-
keller angekommen, wunderte ich mich plötzlich über
den ungewöhnlichen Durchzug und die durcheinander
gewirbelten Ölflaschen auf dem Regalbrett direkt darunter.
Zum ersten Mal war der drehbare Stein im Glasbaustein-
Kellerfenster weiter als sonst üblich geöffnet. Ein idealer
Eingang für Mäuse, um vom aufgeschichteten Totholz-
zu gelangen. Daher drehte ich den Stein schnell wieder
zurück in die Ausgangsstellung, bis nur ein winziger
Belüftungsschlitz offen blieb.
War unserer Haus-Mitbewohnerin oder ihrem Partner
Flo vielleicht beim Öffnen der Kellertür aus dem Haus
entwischt? Nein, dann hätten wir sicher eine Nachricht
von ihnen erhalten. Ich war ratlos. Inzwischen waren
Finja und Wolfgang wieder zurück. Etwa 15 Minuten
später, als ich bereits erschöpft im Bett lag, schickte
ich Wolfgang nochmals in den Keller, um den oben
genannten Heizkessel zu inspizieren. Und plötzlich
erinnerte ich mich wieder an den ungewöhnlich weit
geöffneten Stein im Kellerfenster. Sollte sich Flo durch
den noch nicht einmal katzenkopf-breiten Spalt nach
draußen geschlängelt haben? Schließlich hatte sie als
Wolfgang nun zur Gartentür, um die Katzenklingel
aufzustellen. Und da erwartete ihn schon eine aufrecht
stehende Flo aufgeregt maunzend an der Scheibe.
Wortlos schlich sie geradewegs zur Futterbar, fraß
die Näpfe leer und kam sogleich unter die wärmende
Fotos: W. Hein