Jedes Mal beim Rückschnitt der Korkenzieherweiden
mischt sich im Vorfeld bei mir ein ungutes Gefühl ein.
Denn der Ausgang so einer Aktion ist immer ziemlich
ungewissen. Wo knallen die meterlangen riesigen
Äste hin? Machen sie dabei Schaden an Pflanzen oder
den Gebäuden? Hoffentlich verkanten sie sich nicht
zwischen den Ästen, die erhaltenswert sind! Welche
Form bleibt am Ende übrig? Und wie viel muss dann
in den Folgejahren nachgeschnitten werden? Denn
nach dem Rückschnitt bilden Korkenzieherweiden
an jeder der Schnittstelle unendlich viele besig-
aufstrebende Triebe, so dass der Reiz der knorrig
gedrehten Zweige ohne weitere Eingriffe meist
verloren geht.
Und heute musste neben den zwei für mich inzwischen
viel zu unhandlich gewordenen Korkenzieherweiden
auch mal wieder die alte Birke an der Ostgrenze dran.
Meine Mutter hatte sie vor einigen Jahren in ca. 4,5m
kappen lassen. Einige Zeit konnte ich ihre gen Himmel
strebenden neuen Triebe dann noch rechtzeitig mit
der Teleskop-Säge herunterholen, aber wehe der richtige
Zeitpunkt zum Schnitt wurde verpasst! Und nun war es
mir leider wieder einmal entglitten. Denn über ihrer -
für den Garten noch einigermaßen passenden Höhe,
tummelten sich 5 bis zu 4m lange und ca. 7cm dicke
Äste, an den früheren Schnittkanten, an die ich mit ganz
ausgefahrener Teleskopstange nicht mehr herankam …
Da ich für den Auslichtungsschnitt diese Weide an der Garage
das Garagendach zu Hilfe nehmen kann, hätte ich sie noch
alleine mit unseren Gartengeräten einkürzen können. Doch
einige dicke Stämme, die inzwischen morsch geworden sind,
sollten dann mal lieber Profis mit der Kettensäge entfernen.
Denn mein einziges 'lärmendes' Gartengerät - mit dem ich
arbeite, ist ein Leisehäcksler.
Tja, und dieses ausufernde alte Weidenmonster, das ganz dicht
am Zaun der Südgrenze seinen Ursprung hat, ist das perfekte
Beispiel für den besigen Kopfweiden-Wuchs. Einige Jahre konnte
ich ein oder gar zwei Mal im Jahr die dicksten Äste direkt über
dem Kopf in etwa 4m Höhe mit meinen Arbeitsgeräten entfernen.
Doch dann kamen leider diverse Umstände dazwischen, und sie
verlor immer mehr ihre malerische verzweigte Ast-Struktur.
Und an dem irgendwann einmal beim Sturm abgeknickte Ast im
linken Gewirr kam ich gar nicht mehr heran. Inzwischen ist diese
Weide für mich so unhandlich geworden, dass sie nun mal wieder
über dem Hauptstamm komplett rasiert werden muss. In 2 Jahren
wird sie darüber 3 bis 5 markante Äste entwickelt haben, die ich
dann nach und nach wieder regelmäßig am Grund absägen kann.
Birke und Weide, die ständig in den Himmel streben.
In so einem Garten gibt es immer etwas zu tun …
Fotos: S.Schneider